Bearbeiten von «Textilgewerbe und Textilindustrie»

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* '''Bleicherei:''' Entfernen von unerwünschten Verfärbungen, z.B. durch oft wochenlanges feuchtes Auslegen auf Wiesen (> Flurnamen „Bleiche“) oder chemisch mit Natronlauge oder Seifen. Gleichzeitig dient das Bleichen der Vorbereitung für das anschliessende Färben.<br>
* '''Bleicherei:''' Entfernen von unerwünschten Verfärbungen, z.B. durch oft wochenlanges feuchtes Auslegen auf Wiesen (> Flurnamen „Bleiche“) oder chemisch mit Natronlauge oder Seifen. Gleichzeitig dient das Bleichen der Vorbereitung für das anschliessende Färben.<br>


* '''[[Färberei Sägli|Färberei]]:''' Färben ist in jedem Schritt der Textilverarbeitung möglich (Garn, Zwirn, Tuch). Je nach gewünschter Eigenschaft sind verschiedene Technologien möglich.<br>
* '''Färberei:''' Färben ist in jedem Schritt der Textilverarbeitung möglich (Garn, Zwirn, Tuch). Je nach gewünschter Eigenschaft sind verschiedene Technologien möglich.<br>
   
   
* '''Walke:''' Beim Walken werden Stoffe in warmfeuchtem Zustand durch Schieben, Quetschen und Stampfen zu einem zusammenhängenden Körper verfilzt, dass eine glatte Oberfläche entsteht. Das Gewebe wird geschmeidiger und leicht wasserabweisend.<br>
* '''Walke:''' Beim Walken werden Stoffe in warmfeuchtem Zustand durch Schieben, Quetschen und Stampfen zu einem zusammenhängenden Körper verfilzt, dass eine glatte Oberfläche entsteht. Das Gewebe wird geschmeidiger und leicht wasserabweisend.<br>
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Bis Mitte 18. des Jahrhunderts beherrschte die Leinenweberei das Textilgewerbe, vorwiegend für St. Galler Fabrikanten. Flachs und Garn wurden zunächst selber produziert. Als der Bedarf grösser wurde, kam es zu Importen. Schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es etliche Familien, die die Landwirtschaft aufgaben und ihren Lebensunterhalt mit Weben verdienten. Um die Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerung ein erstes Mal rasant an.<br>
Bis Mitte 18. des Jahrhunderts beherrschte die Leinenweberei das Textilgewerbe, vorwiegend für St. Galler Fabrikanten. Flachs und Garn wurden zunächst selber produziert. Als der Bedarf grösser wurde, kam es zu Importen. Schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es etliche Familien, die die Landwirtschaft aufgaben und ihren Lebensunterhalt mit Weben verdienten. Um die Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerung ein erstes Mal rasant an.<br>
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts löste die Baumwollweberei für jetzt einheimische [[Textilfernhandel|Textilhandelsfirmen]] die Leinenweberei ab. Produziert wurden, zunächst auf [[Weben|Jacquardwebstühlen]], Barchent, Mousseline und Baumwolltücher, die reissenden Absatz fanden. Der wirtschaftliche Aufschwung war es, der erneut eine deutliche Bevölkerungszunahme zur Folge hatte.<br>
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts löste die Baumwollweberei für jetzt einheimische [[Textilfernhandel|Textilhandelsfirmen]] die Leinenweberei ab. Produziert wurden, zunächst auf Jacquardwebstühlen, Barchent, Mousseline und Baumwolltücher, die reissenden Absatz fanden. Der wirtschaftliche Aufschwung war es, der erneut eine deutliche Bevölkerungszunahme zur Folge hatte.<br>


In Speicher entstanden zusätzlich zu den bestehenden Familienwebern Webereien und weitere Betriebe:<br>
In Speicher entstanden zusätzlich zu den bestehenden Familienwebern Webereien und weitere Betriebe:<br>
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Die Stickfabrik in der Kohlhalden wurde 1865 erbaut und produzierte bis 1956.<br>
Die Stickfabrik in der Kohlhalden wurde 1865 erbaut und produzierte bis 1956.<br>
Bis zum Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts sind viele ehemals erfolgreiche Betriebe verschwunden:<br>
Bis zum Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts sind viele ehemals erfolgreiche Betriebe verschwunden:<br>
Grossbetrieb Weberei Schefer, [[Stickerei Altherr|Stickereibetrieb Altherr]], Appretur Zürcher (später Teppichwäscherei Knecht), Scherlerei Tanner. Halten konnte sich Akris mit einem Fertigungsbetrieb und Lager.
Grossbetrieb Weberei Schefer, Stickereibetrieb Altherr, Appretur Zürcher (später Teppichwäscherei Knecht), Scherlerei Tanner. Halten konnte sich Akris mit einem Fertigungsbetrieb und Lager.


=== Vom Webkeller zum Modelabel ===
=== Vom Webkeller zum Modelabel ===


Das typische Appenzellerhaus erkennt man unter anderem am [[Weberhaus|Webkeller]]. Er war der Ort, wo die Arbeiter vor der Errichtung von Webereien und Stickereien ihrem Handwerk oblagen und so manchen Familien das Einkommen sicherten. Der in Speicher tätig gewesene Arzt und Literat Gabriel Rüsch vermittelte in seinem 1844 erschienenen Werk "Historisch-geographische Darstellung des Kantons Appenzell, mit besonderer Berücksichtigung seiner Kuranstalten, Alpengegenden und Industrie" eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen. Er erwähnte die Weber und Sticker, die ihre Arbeit meist nicht in Fabriken, sondern in Privathäusern verrichteten, wo man sie in der Regel "mit der Pflege der Tiere, mit Wiesenbau und den Hausgeschäften" verbunden habe. Meist habe sich der Mann mit [[Weben]] oder [[Sticken]] beschäftigt, die Frau und grössere Kinder mit Spulen und Fädeln.<br>
Das typische Appenzellerhaus erkennt man unter anderem am Webkeller. Er war der Ort, wo die Arbeiter vor der Errichtung von Webereien und Stickereien ihrem Handwerk oblagen und so manchen Familien das Einkommen sicherten. Der in Speicher tätig gewesene Arzt und Literat Gabriel Rüsch vermittelte in seinem 1844 erschienenen Werk "Historisch-geographische Darstellung des Kantons Appenzell, mit besonderer Berücksichtigung seiner Kuranstalten, Alpengegenden und Industrie" eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen. Er erwähnte die Weber und Sticker, die ihre Arbeit meist nicht in Fabriken, sondern in Privathäusern verrichteten, wo man sie in der Regel "mit der Pflege der Tiere, mit Wiesenbau und den Hausgeschäften" verbunden habe. Meist habe sich der Mann mit Weben oder Sticken beschäftigt, die Frau und grössere Kinder mit Spulen und Fädeln.<br>
   
   
Mit der Errichtung von Textilfabriken Mitte des 18. Jahrhunderts begann in Speicher eine Entwicklung, die der Gemeinde rund 200 Jahre lang den Stempel aufdrückte. In der Zeit höchster Blüte gingen in Speicher 30 Web- und 27 Stickfabrikanten ihren Geschäften nach, wobei die bei ihnen im Brot stehenden Arbeiter ihr Handwerk in der Mehrzahl dennoch als Nebenerwerb zu Hause in den Webkellern und Sticklokalen ausübten. Aus textilgewerblicher Warte zu erwähnen sind auch Betriebe wie Zwirnereien, Bleichereien, Färbereien Brennereien und Appreturen, die allesamt auch in Speicher vertreten waren.<br>
Mit der Errichtung von Textilfabriken Mitte des 18. Jahrhunderts begann in Speicher eine Entwicklung, die der Gemeinde rund 200 Jahre lang den Stempel aufdrückte. In der Zeit höchster Blüte gingen in Speicher 30 Web- und 27 Stickfabrikanten ihren Geschäften nach, wobei die bei ihnen im Brot stehenden Arbeiter ihr Handwerk in der Mehrzahl dennoch als Nebenerwerb zu Hause in den Webkellern und Sticklokalen ausübten. Aus textilgewerblicher Warte zu erwähnen sind auch Betriebe wie Zwirnereien, Bleichereien, Färbereien Brennereien und Appreturen, die allesamt auch in Speicher vertreten waren.<br>


Familiennamen wie Schläpfer, [[Stickerei Altherr|Altherr]] oder Schefer sind eng verbunden mit der Textilindustrie zu ihren besten Zeiten. Namentlich die 1883 gegründete und rund hundert Jahre später verschwundene Weberei Schefer in der Hinterwies war einer der Pfeiler der ortsansässigen Industrie und beschäftigte zeitweise über 200 Männer und Frauen.<br>
Familiennamen wie Schläpfer, Altherr oder Schefer sind eng verbunden mit der Textilindustrie zu ihren besten Zeiten. Namentlich die 1883 gegründete und rund hundert Jahre später verschwundene Weberei Schefer in der Hinterwies war einer der Pfeiler der ortsansässigen Industrie und beschäftigte zeitweise über 200 Männer und Frauen.<br>
   
   
Kaum noch bekannt ist die Existenz einer Stickfachschule für Handmaschinen sowie einer Nachstickschule im ehemaligen Stickereigebäude von Gustav Altherr vis-à-vis des Bahnhofs (heute Druckerei Lutz). Zwischen 1911 und 1924 wurde dort Unterricht erteilt. Sie hätte, abgestützt auf einen Entscheid des Stimmvolks, einen jährlichen Beitrag erhalten, der aber erst ein Jahr vor der Schliessung erstmals beansprucht werden musste. Finanziell unterstützt wurde die Einrichtung auch vom Kanton und gar vom Bund.<br>
Kaum noch bekannt ist die Existenz einer Stickfachschule für Handmaschinen sowie einer Nachstickschule im ehemaligen Stickereigebäude von Gustav Altherr vis-à-vis des Bahnhofs (heute Druckerei Lutz). Zwischen 1911 und 1924 wurde dort Unterricht erteilt. Sie hätte, abgestützt auf einen Entscheid des Stimmvolks, einen jährlichen Beitrag erhalten, der aber erst ein Jahr vor der Schliessung erstmals beansprucht werden musste. Finanziell unterstützt wurde die Einrichtung auch vom Kanton und gar vom Bund.<br>

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