Bearbeiten von «Wasserversorgung»
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==== '''Trinkwasserversorgung'''<br />==== | ==== '''Trinkwasserversorgung'''<br />==== | ||
[[Datei:Teuchelherstellung.jpg|400px|thumb|rigth|Teuchelherstellung]] | [[Datei:Teuchelherstellung.jpg|400px|thumb|rigth|Teuchelherstellung]] | ||
Die Wasserqualität der anfangs gefassten Quellen war nicht besonders gut und für Trinkzwecke völlig ungeeignet. Die Versorgung der Bevölkerung wurde zu jener Zeit noch gänzlich durch private Brunnen oder Brunnenkorporationen gewährleistet. Die Leitungen von der Quelle zu den Brunnen waren meist mit Teucheln erstellt. Diese waren aus bis zu 20 cm dicken Baumstämmen aus Weiss- oder Rottanne gefertigt und bis zu 5 m lang. Mittels Teuchelbohrer bohrte man den Kern des Stammes aus und verband sie mit einem Blechrohrstück, welches mit einem speziellen Werkzeug in die Rohrenden geschlagen wurde. Diese Leitungen hielten in lehmhaltigen Böden bis zu hundert Jahre. In Speicher sind vereinzelt immer noch solche Teuchelleitungen in Betrieb. | Die Wasserqualität der anfangs gefassten Quellen war nicht besonders gut und für Trinkzwecke völlig ungeeignet. Die Versorgung der Bevölkerung wurde zu jener Zeit noch gänzlich durch private Brunnen oder Brunnenkorporationen gewährleistet. Die Leitungen von der Quelle zu den Brunnen waren meist mit Teucheln erstellt. Diese waren aus bis zu 20 cm dicken Baumstämmen aus Weiss- oder Rottanne gefertigt und bis zu 5 m lang. Mittels Teuchelbohrer bohrte man den Kern des Stammes aus und verband sie mit einem Blechrohrstück, welches mit einem speziellen Werkzeug in die Rohrenden geschlagen wurde. Diese Leitungen hielten in lehmhaltigen Böden bis zu hundert Jahre. In Speicher sind vereinzelt immer noch solche Teuchelleitungen in Betrieb.<br /> | ||
[[Datei:Karte Wasserversorgung 1900.jpg|400px|thumb|rigth|Wasserversorgung im Jahre 1900]]. | |||
1899 stellte die Sonnengesellschaft das Gesuch, in Speicher eine Hauswasserversorgung einzuführen und somit auch das Hydrantennetz zu erweitern. Bei der Umsetzung wurde das alte Löschwassernetz in das neue erweiterte Trinkwasserversorgungsnetz integriert. | |||
Im Gebiet Harzig wurden im Jahre 1900 etwa 40 Quellen gefasst und mit Leitungen über Sonnhalde - Almenweg - Steinegg zur Ebni geleitet, wo ein neues Reservoir für Verbrauchszwecke erstellt worden war. Diese Leitung diente unterwegs gleichzeitig als Verteilerleitung, so dass im Reservoir lediglich das überschüssige Wasser ankam. | Im Gebiet Harzig wurden im Jahre 1900 etwa 40 Quellen gefasst und mit Leitungen über Sonnhalde - Almenweg - Steinegg zur Ebni geleitet, wo ein neues Reservoir für Verbrauchszwecke erstellt worden war. Diese Leitung diente unterwegs gleichzeitig als Verteilerleitung, so dass im Reservoir lediglich das überschüssige Wasser ankam. | ||
[[Datei:Inserat Zuleitung Quelle Kellersegg.jpg|600px|thumb|rigth|Inserat zu Bau der Quellzuleitung Kellersegg]]<br /> | |||
Im Unterbach wurden weitere 15 Quellen gefasst und über Sägli - Lender-Kreuzgasse nach Bruggmoos geleitet, wo es direkt in das neue Trinkwasserversorgungsnetz eingespeist wurde. Am den tiefst gelegenen Stellen des Versorgungsnetzes war jeweils ein Stetslauf angebracht, so dass eine Kontrolle des Wassertransportes möglich und allfällige Leitungsbrüche sofort erkennbar waren. | Im Unterbach wurden weitere 15 Quellen gefasst und über Sägli - Lender-Kreuzgasse nach Bruggmoos geleitet, wo es direkt in das neue Trinkwasserversorgungsnetz eingespeist wurde. Am den tiefst gelegenen Stellen des Versorgungsnetzes war jeweils ein Stetslauf angebracht, so dass eine Kontrolle des Wassertransportes möglich und allfällige Leitungsbrüche sofort erkennbar waren. | ||
1914 beschloss die Gemeinde den Ankauf eines Quellgebietes in der Kellersegg unterhalb des Gäbris. Die Zuleitung nach Speicher wurde in den Jahren 1919 und 1920 gebaut, wobei damals alles von Hand gegraben werden musste.<br /> | |||
1914 beschloss die Gemeinde den Ankauf eines Quellgebietes in der Kellersegg unterhalb des Gäbris. Die Zuleitung nach Speicher wurde in den Jahren 1919 und 1920 gebaut, wobei damals alles von Hand gegraben werden musste. | |||
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==== '''Steigender Wasserbedarf'''<br />==== | ==== '''Steigender Wasserbedarf'''<br />==== | ||
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==== '''Bodenseewasser'''<br />==== | ==== '''Bodenseewasser'''<br />==== | ||
[[Datei:Wasserversorgung Speicher.JPG |500px|thumb|rigth|Übersicht der Wasserversorgung im Jahre 2001]] | [[Datei:Wasserversorgung Speicher.JPG |500px|thumb|rigth|Übersicht der Wasserversorgung im Jahre 2001]] | ||
Weil alle verfügbaren Quellen gefasst waren und weiteres Wasser benötigt wurde, verhandelte man mit St. Gallen über die Lieferung von Bodenseewasser. Im Jahre 1956 konnte nach zähen Verhandlungen ein Wasserliefervertrag mit der Stadt St. Gallen abgeschlossen werden. In Speicher stimmte das Volk einem Neubau des Reservoirs Birt und dem Bau der Transportleitung von St. Gallen nach Speicher zu. | Weil alle verfügbaren Quellen gefasst waren und weiteres Wasser benötigt wurde, verhandelte man mit St. Gallen über die Lieferung von Bodenseewasser. Im Jahre 1956 konnte nach zähen Verhandlungen ein Wasserliefervertrag mit der Stadt St. Gallen abgeschlossen werden. In Speicher stimmte das Volk einem Neubau des Reservoirs Birt und dem Bau der Transportleitung von St. Gallen nach Speicher zu. | ||
Am 17.Dezember 1961 wurde erstmals Seewasser nach Speicher hinauf gepumpt. Seither ist Speicher mit Wasser gut versorgt und kann Bezugsschwankungen und Wetterkapriolen gut meistern. | Am 17.Dezember 1961 wurde erstmals Seewasser nach Speicher hinauf gepumpt. Seither ist Speicher mit Wasser gut versorgt und kann Bezugsschwankungen und Wetterkapriolen gut meistern. | ||
Heute wird das Seewasser im hochmodernen Seewasserwerk Frasnacht aufbereitet und gelangt über eine Transportleitung zum Reservoir Meldegg in Engelburg. Von dort wird das Wasser über die Pumpstation Speicherstasse in St. Gallen ins 600m über dem Bodensee gelegene Reservoir Birt gepumpt.<br /> | Heute wird das Seewasser im hochmodernen Seewasserwerk Frasnacht aufbereitet und gelangt über eine Transportleitung zum Reservoir Meldegg in Engelburg. Von dort wird das Wasser über die Pumpstation Speicherstasse in St. Gallen ins 600m über dem Bodensee gelegene Reservoir Birt gepumpt.<br /> | ||
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==== '''Wasseraufbereitung'''<br />==== | ==== '''Wasseraufbereitung'''<br />==== | ||
Während starken Regenfällen oder in der Schneeschmelze musste die Zuleitung aus den Quellen im Harzig meist abgestellt werden, weil die Wasserqualität sehr schlecht war. Aber auch von den Quellen im Unterbach oder von der Kellersegg wurden immer wieder Trübungen festgestellt. Zum Teil lag dies an defekten Verbindungsleitungen, welche ausgetauscht werden mussten. <br /> | Während starken Regenfällen oder in der Schneeschmelze musste die Zuleitung aus den Quellen im Harzig meist abgestellt werden, weil die Wasserqualität sehr schlecht war. Aber auch von den Quellen im Unterbach oder von der Kellersegg wurden immer wieder Trübungen festgestellt. Zum Teil lag dies an defekten Verbindungsleitungen, welche ausgetauscht werden mussten. <br /> | ||
Trotz dieser Massnahmen zeigten Untersuchungen vom Kantonalen Labor in St. Gallen, dass die Trinkwasserqualität aus den gemeindeeigenen Quellen hygienisch nicht einwandfrei war und nicht mehr dem Lebensmittelgesetz entsprach. Zur schlechten Qualität trug auch bei, dass sich einige Quellen in landwirtschaftlich genutztem Gebiet befinden, welche immer intensiver bewirtschaftet wurden. Daher schuf man um die gemeindeeigenen Quellen Schutzzonen, wo kein Dünger ausgebracht werden darf. Nebst der Schaffung von Schutzzonen legte man das Hauptaugenmerk auf eine Aufbereitungsanlage mit Filtration und Entkeimung. | Trotz dieser Massnahmen zeigten Untersuchungen vom Kantonalen Labor in St. Gallen, dass die Trinkwasserqualität aus den gemeindeeigenen Quellen hygienisch nicht einwandfrei war und nicht mehr dem Lebensmittelgesetz entsprach. Zur schlechten Qualität trug auch bei, dass sich einige Quellen in landwirtschaftlich genutztem Gebiet befinden, welche immer intensiver bewirtschaftet wurden. Daher schuf man um die gemeindeeigenen Quellen Schutzzonen, wo kein Dünger ausgebracht werden darf. Nebst der Schaffung von Schutzzonen legte man das Hauptaugenmerk auf eine Aufbereitungsanlage mit Filtration und Entkeimung.<br /> | ||
Da bisher nicht alle Quellleitungen direkt in ein Reservoir führten, sondern teilweise unterwegs für Hauseinspeisungen angezapft wurden, war es nicht möglich festzustellen, wie viel Wasser in Speicher wirklich verbraucht wurde. Dieser Umstand konnte nur mit einer '''sauberen Trennung von Quellzuleitungen und Verteilnetz''' zu den Wasserbezügern verbessert werden. Dazu wurde auch laufend das alte aus Gussleitungen bestehende Verteilnetz ersetzt und auf den neuesten Stand gebracht.<br /> | |||
Da bisher nicht alle Quellleitungen direkt in ein Reservoir führten, sondern teilweise unterwegs für Hauseinspeisungen angezapft wurden, war es nicht möglich festzustellen, wie viel Wasser in Speicher wirklich verbraucht wurde. Dieser Umstand konnte nur mit einer '''sauberen Trennung von Quellzuleitungen und Verteilnetz''' zu den Wasserbezügern verbessert werden. Dazu wurde auch laufend das alte aus Gussleitungen bestehende Verteilnetz ersetzt und auf den neuesten Stand gebracht.<br /> | |||
1977 konnte die gemeinsame Wasseraufbereitungsanlage Speicher/Trogen in Trogen in Betrieb genommen werden, welche seither immer wieder auf den neuesten Stand gebracht wurde. Sand-, Aktivkohlefilter sorgten bisher dafür, dass das ins Netz abgegebene Wasser eine vorzügliche Qualität hatte. Sämtliche Quellzuflüsse passieren zuerst die Reinigungsstufen der Wasseraufbereitungsanlage, bevor sie in die Reservoirs gepumpt werden. Allfällige Verschmutzungen werden durch Trübungsüberwacher sofort festgestellt. Per Fernwartung kann der Brunnenmeister die Quellleitung sofort absperren.<br /> | 1977 konnte die gemeinsame Wasseraufbereitungsanlage Speicher/Trogen in Trogen in Betrieb genommen werden, welche seither immer wieder auf den neuesten Stand gebracht wurde. Sand-, Aktivkohlefilter sorgten bisher dafür, dass das ins Netz abgegebene Wasser eine vorzügliche Qualität hatte. Sämtliche Quellzuflüsse passieren zuerst die Reinigungsstufen der Wasseraufbereitungsanlage, bevor sie in die Reservoirs gepumpt werden. Allfällige Verschmutzungen werden durch Trübungsüberwacher sofort festgestellt. Per Fernwartung kann der Brunnenmeister die Quellleitung sofort absperren.<br /> | ||
==== '''Umbau der Wasseraufbereitung 2017'''<br />==== | ==== '''Umbau der Wasseraufbereitung 2017'''<br />==== | ||
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* Der mittlere Wasserbedarf wird zu 80 % durch eigene Quellen abgedeckt.<br /> | * Der mittlere Wasserbedarf wird zu 80 % durch eigene Quellen abgedeckt.<br /> | ||
* Der durchschnittliche Tagesverbrauch von Speicher liegt bei 737 m³.<br /> | * Der durchschnittliche Tagesverbrauch von Speicher liegt bei 737 m³.<br /> | ||
* Der Verbrauch pro Kopf ist seit den 1980er Jahren von 253 lt | * Der Verbrauch pro Kopf ist seit den 1980er Jahren von 253 lt rund 185 lt pro Einwohner und Tag zurückgegangen.<br /> | ||
* | * Auch die Landwirtschaft trägt viel zum Wasserverbrauch bei, denn eine Hochleistungskuh benötigt heute 60 - 80 lt Wasser pro Tag.<br /> | ||
* Die Wasserqualität wird monatlich im Kantonalen Labor sichergestellt.<br /> | * Die Wasserqualität wird monatlich im Kantonalen Labor sichergestellt.<br /> | ||
* Die mittlere Wasserhärte beträgt 21º f H. | * Die mittlere Wasserhärte beträgt 21º f H.<br /> | ||
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[[Kategorie: Infrastruktur und Umweltschutz]] | [[Kategorie: Infrastruktur und Umweltschutz]] | ||