Bearbeiten von «Stickerei Altherr»
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===Eintritt der zweiten Generation=== | ===Eintritt der zweiten Generation=== | ||
Ab 1896, gleich nach der obligatorischen Schulzeit, arbeitete auch der 1880 geborene Sohn Emil Altherr (1880-1967) tatkräftig mit. Die Stickereien wurden vollumfänglich mit | Ab 1896, gleich nach der obligatorischen Schulzeit, arbeitete auch der 1880 geborene Sohn Emil Altherr (1880-1967) tatkräftig mit. Die Stickereien wurden vollumfänglich mit Handstickmaschinen produziert.<br> | ||
Im Jahr 1890, dem Höchstbestandjahr, waren vornehmlich in der Ostschweiz (also in den beiden Kantonen Appenzell, St. Gallen und Thurgau) über 18‘000 Handstickmaschinen im Einsatz. In Speicher waren es deren 206. Im Gebäude der heutigen Druckerei Lutz AG, Hauptstrasse 18, verfügte Speicher eigens für die Region Appenzeller Mittelland über eine regionale Stickfachschule, um all die vielen Neueinsteiger auszubilden. | Im Jahr 1890, dem Höchstbestandjahr, waren vornehmlich in der Ostschweiz (also in den beiden Kantonen Appenzell, St. Gallen und Thurgau) über 18‘000 Handstickmaschinen im Einsatz. In Speicher waren es deren 206. Im Gebäude der heutigen Druckerei Lutz AG, Hauptstrasse 18, verfügte Speicher eigens für die Region Appenzeller Mittelland über eine regionale Stickfachschule, um all die vielen Neueinsteiger auszubilden. | ||
Altherr Stickerei Faktura Zürcher Appretur.jpg | |||
===1910 Fabrikneubau im Bendlehn=== | ===1910 Fabrikneubau im Bendlehn=== | ||
[[Datei:Oberer Bendlehn 31.jpg |250px|thumb|rigth| Neue Fabrik | [[Datei:Oberer Bendlehn 31.jpg |250px|thumb|rigth| Neue Fabrik Oberer Bendlehn 31]] | ||
[[Datei:Altherr Stickerei Schifflistickmaschine Pantograf.jpg |250px|thumb|rigth| Pantograph Schifflistickmaschine | [[Datei:Altherr Stickerei Schifflistickmaschine Pantograf.jpg |250px|thumb|rigth| Pantograph Schifflistickmaschine]] | ||
Um der grossen Nachfrage nach Stickerei gerecht zu werden, benötigte man Platz für neue, von der Firma Saurer in Arbon ca. um 1900 entwickelten ersten | Um der grossen Nachfrage nach Stickerei gerecht zu werden, benötigte man Platz für neue, von der Firma Saurer in Arbon ca. um 1900 entwickelten ersten Pantograph-Schifflistickmaschinen, mit denen die Sticker eine rund zehnfache Leistung gegenüber der Handstickmaschine erzielen konnten.<br> | ||
Dies bewog 1910 Vater Ulrich und Sohn Emil zu einem Neubau, gleich neben dem bestehenden Wohn- und Geschäftshaus im Bendlehn. Das Gebäude wurde geplant und gebaut mit zwei Dienstwohnungen im oberen Stock für Pantographsticker mit ihren Familien. Somit konnte die gewünschte Produktionssteigerung erreicht werden.<br> | Dies bewog 1910 Vater Ulrich und Sohn Emil zu einem Neubau, gleich neben dem bestehenden Wohn- und Geschäftshaus im Bendlehn. Das Gebäude wurde geplant und gebaut mit zwei Dienstwohnungen im oberen Stock für Pantographsticker mit ihren Familien. Somit konnte die gewünschte Produktionssteigerung erreicht werden.<br> | ||
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===Wechsel in der Firmenführung=== | ===Wechsel in der Firmenführung=== | ||
1915 trat Johannes (1886-1978), der jüngere Bruder von Emil, ebenfalls in die Familienfirma Altherr ein. Der Firmenname wurde angepasst auf '''Ulrich Altherr & Söhne'''.<br> | |||
1915 trat Johannes (1886-1978), der jüngere Bruder von Emil, ebenfalls in die Familienfirma Altherr ein. Der Firmenname wurde angepasst auf '''Ulrich Altherr & Söhne'''. | |||
1919, im Alter von 72 Jahren, zog sich der Firmengründer Ulrich Altherr zurück und dessen Söhne Emil und Johannes führten die Firma gemeinsam mit der neuen Bezeichnung '''Gebrüder Altherr'''.<br> | |||
Während Emil weiter im Haus Ober Bendlehn 29 wohnte, erwarb Johannes das Haus an der heutigen Trogenerstrasse 22. In den Fünfzigerjahren kaufte er das Haus Reutenenstrasse 6, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1978 wohnte.<br> | |||
Seinen Arbeitsweg vom Schupfen in den Bendlehn hinauf hat Johannes Altherr mehrheitlich per Auto hinter sich gebracht. Das Haus an der Trogenerstrasse 22 blieb weiter in Familienbesitz und wurde durch Walter, einem Sohn von Johannes, bewohnt.<br> | |||
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Während Emil weiter im Haus Ober Bendlehn 29 wohnte, erwarb Johannes das Haus an der heutigen Trogenerstrasse 22. | |||
In den Fünfzigerjahren kaufte er das Haus | |||
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Altherr Stickerei Faktura Altherr Guex.jpg | Rechnung für Stoffveredelung | Altherr Stickerei Faktura Altherr Guex.jpg | Rechnung für Stoffveredelung | ||
Altherr Stickerei Faktura Zürcher Appretur.jpg| Rechnung für Stoffveredelung | Altherr Stickerei Faktura Zürcher Appretur.jpg| Rechnung für Stoffveredelung | ||
Trogenerstrasse 22.jpg | | Datei:Trogenerstrasse 22.jpg | Wohnhaus Johannes Altherr | ||
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Altherr Stickerei Automaten-Schifflistickmaschine von Saurer.jpg | Schifflistickautomat Saurer | Altherr Stickerei Automaten-Schifflistickmaschine von Saurer.jpg | Schifflistickautomat Saurer | ||
Altherr Stickerei | Altherr Stickerei Saurer Schifflistickautomat.jpg| | ||
Altherr Stickerei | Altherr Stickerei Schifflistickmaschine von Hinten.jpg| Neuere Generation | ||
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Im Sägli, im letzten Haus rechts vor der Säglibachbrücke, an der heutigen Trogenerstrasse 38, wurde man fündig. Hier konnten zwei weitere Stickmaschinen installiert werden, ebenso eine an der Kohlhalden | Im Sägli, im letzten Haus rechts vor der Säglibachbrücke, an der heutigen Trogenerstrasse 38, wurde man fündig. Hier konnten zwei weitere Stickmaschinen installiert werden, ebenso eine an der Kohlhalden 54. Mit vier Produktionsstandorten innerhalb der Gemeinde Speicher war der Personaleinsatz nicht gerade optimal.<br><br> | ||
Produktionsstandorte:<br> | Produktionsstandorte:<br> | ||
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Obere Bendlehn 31 1982.jpg | | Obere Bendlehn 31 1982.jpg |Oberer Bendlehn 1982 | ||
Kohlhalden 56 S.jpg| Kohlhalden 56 | Kohlhalden 56 S.jpg| Kohlhalden 56 | ||
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1957 kauften Max und seine Frau Margrit Altherr-Fehle (1923-2013) in der Gemeinde Grabs im St. Galler Rheintal einen bestehenden Stickereibetrieb. Die Besitzer suchten eine Nachfolgelösung und Max Altherr sehnte sich nach beruflicher Selbständigkeit, die er im elterlichen Betrieb in Speicher nicht ausreichend vorfand. <br> | 1957 kauften Max und seine Frau Margrit Altherr-Fehle (1923-2013) in der Gemeinde Grabs im St. Galler Rheintal einen bestehenden Stickereibetrieb. Die Besitzer suchten eine Nachfolgelösung und Max Altherr sehnte sich nach beruflicher Selbständigkeit, die er im elterlichen Betrieb in Speicher nicht ausreichend vorfand. <br> | ||
Die räumlichen Verhältnisse in Grabs boten gute Voraussetzungen für Modernisierung und einen allfälligen Ausbau. Die Familie blieb jedoch weiterhin in Speicher wohnhaft | Die räumlichen Verhältnisse in Grabs boten gute Voraussetzungen für Modernisierung und einen allfälligen Ausbau. Die Familie blieb jedoch weiterhin in Speicher wohnhaft. Max Altherr arbeitete mehrheitlich im Betrieb Grabs, unterstützt durch seine ebenfalls im Betrieb angestellten Schwiegereltern Martin und Emma Fehle.<br> | ||
Margrit Altherr führte den Betrieb in Speicher zusammen mit ihrem bereits 77- jährigen Schwiegervater Emil Altherr. | Margrit Altherr führte den Betrieb in Speicher zusammen mit ihrem bereits 77- jährigen Schwiegervater Emil Altherr. | ||
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''Altoco St. Gallen (Aufträge für Handstickmaschinen); Alfred Hausamann Walzenhausen (Kinderlätzli); Paul Hubatka Altstätten (bestickte Tischtücher und Heimtextilien); Theodor Locher St. Gallen (Vorhänge); Ernst Schürpf St. Gallen (Vorhänge mit Stoffbreiten bis 300cm); Taco Zürich, Stehli Zürich, Gut Zürich alle (Damenoberbekleidung, Haute Couture); Filtex Herisau (Vorhänge)''. | ''Altoco St. Gallen (Aufträge für Handstickmaschinen); Alfred Hausamann Walzenhausen (Kinderlätzli); Paul Hubatka Altstätten (bestickte Tischtücher und Heimtextilien); Theodor Locher St. Gallen (Vorhänge); Ernst Schürpf St. Gallen (Vorhänge mit Stoffbreiten bis 300cm); Taco Zürich, Stehli Zürich, Gut Zürich alle (Damenoberbekleidung, Haute Couture); Filtex Herisau (Vorhänge)''. | ||
Die Firma Emil Altherr stach durch ein grosses Materialsortiment heraus, welches sie ihren Auftraggebern anbieten konnte. Stoffe und Fäden in grosser Anzahl von Farben und Eigenschaften lagerten im Bendlehn, so dass die Besteller die Farbnummer der Fäden und der Stoffe angeben mussten und dem Produzenten nur noch das Dessin und die Anzahl der Stickereien liefern mussten. | Die Firma Emil Altherr stach durch ein grosses Materialsortiment heraus, welches sie ihren Auftraggebern anbieten konnte. Stoffe und Fäden in grosser Anzahl von Farben und Eigenschaften lagerten im Bendlehn, so dass die Besteller die Farbnummer der Fäden und der Stoffe angeben mussten und dem Produzenten nur noch das Dessin und die Anzahl der Stickereien liefern mussten. | ||
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Die Firma des mittlerweile 82-jährigen Johannes Altherr stellte 1968 die Produktion ein. Die zwei übriggebliebenen Maschinen wurden durch die Firma Max Altherr übernommen. | Die Firma des mittlerweile 82-jährigen Johannes Altherr stellte 1968 die Produktion ein. Die zwei übriggebliebenen Maschinen wurden durch die Firma Max Altherr übernommen. | ||
===Generationswechsel im Rheintal=== | ===Generationswechsel im Rheintal=== | ||
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Zusammen mit seiner Ehefrau Lucia Altherr-Laich (1954) waren die beiden verantwortlich für einen für schweizerische Verhältnisse mittelgrossen Stickereibetrieb, zwei- und dreischichtig arbeitend.<br> | Zusammen mit seiner Ehefrau Lucia Altherr-Laich (1954) waren die beiden verantwortlich für einen für schweizerische Verhältnisse mittelgrossen Stickereibetrieb, zwei- und dreischichtig arbeitend.<br> | ||
Hier wurden Aufträge gestickt zum Beispiel für:<br> | Hier wurden Aufträge gestickt zum Beispiel für:<br> | ||
''Eisenhut Gais (Damenunterwäsche); Reichenbach St. Gallen (Damenoberbekleidung); Leumann-Boesch Kronbühl (Bettwäsche); Jakob Schlaepfer St. Gallen (Haute Couture); Filtex St. Gallen (Damenoberbekleidung); Okutex St. Gallen (Saris für Fernost)'' | ''Eisenhut Gais (Damenunterwäsche); Reichenbach St. Gallen (Damenoberbekleidung); Leumann-Boesch Kronbühl (Bettwäsche); Jakob Schlaepfer St. Gallen (Haute Couture); Filtex St. Gallen (Damenoberbekleidung); Okutex St. Gallen (Saris für Fernost)''<br> | ||
Die Jahre zwischen 1999 und 2004 waren geprägt von grossen Investitionen in die neueste Stickmaschinengeneration von Saurer in Arbon. Die laufende Verlagerung der textilen Produktion in Billiglohnländer zwang jedoch die jetzt in der '''vierten Generation''' Verantwortlichen der Firma Altherr, trotz der intensiven Investitionen, eine geordnete Stilllegung des Betriebes per 2011 zu vollziehen. | |||
Altherr | |||
===Ende der Stickereiproduktion im Bendlehn=== | ===Ende der Stickereiproduktion im Bendlehn=== | ||
[[Datei:Altherr Wider.jpg|300px|thumb|rigth| Geschäftsübergabe an | [[Datei:Altherr Wider.jpg|300px|thumb|rigth| Geschäftsübergabe an Hogo Wider]] | ||
1994, längst im Pensionsalter, fanden Max und Margrit Altherr in Hugo Wider aus Eichberg einen Käufer für die noch verbleibenden vier Stickmaschinen im Bendlehn. <br> | 1994, längst im Pensionsalter, fanden Max und Margrit Altherr in Hugo Wider aus Eichberg einen Käufer für die noch verbleibenden vier Stickmaschinen im Bendlehn. <br> | ||
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<small>Quellen:<br> | <small>Quellen:<br> | ||
Text: Max Altherr-Laich, Paul Hollenstein 2019<br> | Text: Max Altherr-Laich, Paul Hollenstein 2019<br> | ||
Photos: | Photos: Max Altherr, Paul Hollenstein<br> | ||
Video: | Video: folgt</small><br> | ||