Bearbeiten von «Sticken»

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Von 1914 bis 1935 sank der Wert der exportierten Stickereien von 200 auf 12 Millionen Franken, verbunden mit riesigen Entlassungswellen und Auftragsrückgängen. Viele Abnehmerstaaten, darunter insbesondere die USA, betrieben nun auch eine extensive Schutzpolitik zugunsten ihrer einheimischen Produktion, indem sie die Stickerei - Importe mit überrissenen Zöllen belegten (kommt einem irgendwie bekannt vor) oder – wie Deutschland – ganz verboten.<br>
Von 1914 bis 1935 sank der Wert der exportierten Stickereien von 200 auf 12 Millionen Franken, verbunden mit riesigen Entlassungswellen und Auftragsrückgängen. Viele Abnehmerstaaten, darunter insbesondere die USA, betrieben nun auch eine extensive Schutzpolitik zugunsten ihrer einheimischen Produktion, indem sie die Stickerei - Importe mit überrissenen Zöllen belegten (kommt einem irgendwie bekannt vor) oder – wie Deutschland – ganz verboten.<br>


Appenzell Ausserrhoden verlor in der Folge mehr als ein Fünftel seiner Bevölkerung. In Speicher sank die Einwohnerzahl gar um über ein Drittel, so dass 1941 nur noch 2137 Personen wohnhaft waren, also 132 Personen weniger als im Jahre 1800. Erst in den 1970er-Jahren erreichte Speicher wieder die Bevölkerungszahl von 1910, nämlich über 3000.<br>
Appenzell Ausserrhoden verlor in der Folge mehr als ein Fünftel seiner Bevölkerung. In Speicher sank die Einwohnerzahl gar um über ein Drittel, so dass 1941 nur noch 2137 Personen wohnhaft waren, also 132 Personen weniger als im Jahre 1800.<br>


Mehr als 90 Prozent der Stickmaschinen wurden verschrottet. Für die betroffenen Liegenschaften wurde sogar ein [[Bruggmoos 16|Verbot für das Aufstellen von Stickmaschinen]] im Grundbuch eingetragen. Arbeitslosigkeit machte sich breit. Das Gedeihen Speichers war aufs engste mit der Textilindustrie verbunden. Beinahe 200 Jahre war sie die hauptsächlichste Verdienstquelle der Bevölkerung gewesen. Nun stürzte die Armut viele Bauern und Heimarbeiter in Verzweiflung, denn die Kredite für den Kauf der Handstickmaschinen (auch als "Hungerorgeln" bezeichnet) mussten trotz fehlendem Einkommen abbezahlt werden. Das Klumpenrisiko einer einseitigen Industrie hatte man nicht rechtzeitig erkannt.<br>
Mehr als 90 Prozent der Stickmaschinen wurden verschrottet. Für die betroffenen Liegenschaften wurde sogar ein [[Bruggmoos 16|Verbot für das Aufstellen von Stickmaschinen]] im Grundbuch eingetragen. Arbeitslosigkeit machte sich breit. Das Gedeihen Speichers war aufs engste mit der Textilindustrie verbunden. Beinahe 200 Jahre war sie die hauptsächlichste Verdienstquelle der Bevölkerung gewesen. Nun stürzte die Armut viele Bauern und Heimarbeiter in Verzweiflung, denn die Kredite für den Kauf der Handstickmaschinen (auch als '''Hungerorgeln''' bezeichnet) mussten trotz fehlendem Einkommen abbezahlt werden. Das Klumpenrisiko einer einseitigen Industrie hatte man nicht rechtzeitig erkannt.<br>


Für die Textilkaufleute hingegen war das Heimarbeiterwesen mit wenig Kapitalaufwand und Risiko verbunden. Maschinen und Produktionsräume ging zu Lasten der Heimarbeiter. Ausserdem hielt das Überangebot an Arbeitskräften die Löhne tief. In diese Zeit fällt der Aufschwung der Gewerkschaften, die u. a. in der Person des [[Eugster Howard|"Weberpfarrers" Howard Eugster]] ihren Vorkämpfer hatten.<br>
Für die Textilkaufleute hingegen war das Heimarbeiterwesen mit wenig Kapitalaufwand und Risiko verbunden. Maschinen und Produktionsräume ging zu Lasten der Heimarbeiter. Ausserdem hielt das Überangebot an Arbeitskräften die Löhne tief. In diese Zeit fällt der Aufschwung der Gewerkschaften, die u. a. in der Person des [[Eugster Howard|"Weberpfarrers" Howard Eugster]] ihren Vorkämpfer hatte.<br>


==== Produktion in Billiglohnländern - Kreativzentrum Ostschweiz ====
Trotz einem zwischenzeitlichen konjunkturellen Aufflackern nach dem Kriegsende 1918 fand wegen der maschinellen Konzentration ein steter Rückgang der Beschäftigten - und Betriebszahlen statt. In den Krisenjahren zwischen 1930 und 1940 verstärkte sich der Trend weiter, der nicht mehr gestoppt werden konnte. Der [[Handsticker Würzer|letzte Handsticker Speichers]] stellte seinen Betrieb im Jahre 1979 ein.
Trotz einem zwischenzeitlichen konjunkturellen Aufflackern nach dem Kriegsende 1918 fand wegen der maschinellen Konzentration ein steter Rückgang der Beschäftigten - und Betriebszahlen statt. In den Krisenjahren zwischen 1930 und 1940 verstärkte sich der Trend weiter, der nicht mehr gestoppt werden konnte. Der [[Handsticker Würzer|letzte Handsticker Speichers]] stellte seinen Betrieb im Jahre 1979 ein.
[[Datei:Würzer Stickereikleid Michèlle Obamas.jpg  |300px|thumb|rigth| Michèlle Obama Stickerei aus St. Gallen]]
[[Datei:Würzer Stickereikleid Michèlle Obamas.jpg  |300px|thumb|rigth| Michèlle Obama Stickerei aus St. Gallen]]
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Unter anderem findet man Stickereien auch in den Kreationen von dem auch in Speicher ansässigen '''Modelabel "AKRIS"'''.<br>
Unter anderem findet man Stickereien auch in den Kreationen von dem auch in Speicher ansässigen '''Modelabel "AKRIS"'''.<br>
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So trug etwa Michèlle Obama am 20.1.2009 bei der Amtseinführung ihres Mannes Barack Obama zum 44. Präsidenten der USA ein AKRIS-Kleid mit Stickerei der Firma Forster-Rohner aus St. Gallen.<br>
So trug etwa Michèlle Obama am 20.1.2009 bei der Amtseinführung ihres Mannes Barack Obama zum 44. Präsidenten der USA ein Kleid mit Stickerei der Firma Forster-Rohner aus St. Gallen.<br>
Nach und nach wird die Stickerei-Produktion in den fernen Osten verschoben, das kreative Zentrum bleibt aber weiterhin in der Ostschweiz.<br>
Nach und nach wird die Stickerei-Produktion in den fernen Osten verschoben, das kreative Zentrum bleibt aber weiterhin in der Ostschweiz.<br>


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