Schmiede oder Schmitte: Unterschied zwischen den Versionen

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== Wohn- und Gewerbehaus, Teufenerstrasse 1 ==


[[Datei:Schmitte_2020.jpeg|300px|thumb|rigth|<small>Schmitte 2020</small>]]
Das charkteristische Ausserrhoder Wohn- und Gewerbegebäude mit guten Proportionen wurde nach 1854 erstellt. Auf Dorfansichten von Fitzi (1854) findet sich ein Vorgängergebäude ohne Querfirst und mit anderer Fenstereinteilung im Sockel. Auf einer Darstellung ist vor dem Haus ein Pferd sichtbar, was auf eine Schmiede hindeutet. Die Strasse nach Teufen wurde erst 1861 erstellt. Es ist fraglich, ob es sich um das gleiche Gebäude handelt. Ein genaues Baudatum ist nicht bekannt. Zeitungen auf Tapetenrückständen im Dachgeschoss tragen die Jahrzahl 1868.<br> [[Tanner Chronik|Bartholome Tanner]] erwähnt in seiner "Beschreibung der Gemeinde Speicher" auf Seite 16 den Vorgängerbau: ''"Am südlichsten Ende der Feuerschau, da, wo die Hauptstrasse einen Seitenarm nach der Kohlhalde ausstreckt, ist die Brugg mit einer Schmiede, Kupferschmiede und Bäckerei ..."''
Sowohl Arnold Eugster in seiner Speicherer Chronik, als auch E. Steinmann in Kunstdenkmäler AR (Band Mittelland) erwähnen die Schmitte nicht.
[[Datei:Hermann Willy Schmitte.jpg | 300px|thumb|rigth| ehemalige Schmitte, Tusche, Willy Herrmann]]
Das Haus war ab 1993 ein  geschütztes Kulturobjekt, wirkte zusammen mit der Remise ortsbildprägend und stand prominent an der Strassenkreuzung Teufenerstrasse/Trogenerstrasse. Als traditionelles Kreuzfirsthaus diente der 3-geschossige  Holzstrickbau auf gemauertem umlaufenden Sockelgeschoss mit zahlreichen feinen Baudetails sowie typisch appenzellischer Raumaufteilung bis ca. 1970 als Schmiede-Handwerksbetrieb. Mit der Eigentrassierung der Trogenerbahn wurde die Liegenschaft von der Trogenerstrasse abgetrennt.  Dadurch wurde der Zugang zum Vorplatz mit offener Vorhalle und Hauszugang eingeschränkt und damit die Wirkung des Gebäudes gemindert. Weil in den folgenden Jahrzehnten kaum Gebäudeunterhalt geleistet wurde und keine Renovationen erfolgten, verlor das Haus an Wert und Wohnqualität. Eine sorgfältige Hausanalyse im Jahr 2015 brachte dann das Fazit, dass eigentlich nur ein Ersatzbau Sinn machen würde. So wurde das Haus aus dem Schutz entlassen. Es erfolgte dann Ende 2019 der Abbruch. Für einen Neubau mit drei Wohneinheiten besteht eine Baubewilligung.<br>
[[Hermann Willy, Bilder mit spitzer Feder| Willy Hermann]] hat die Schmitte auf einer Tusche-Zeichnung festgehalten.
<big>Die Grundeigentümer der Schmitte:</big>
Vor 1861 Mathias Bruderer, Schmied von Wald AR
ab 25.06.1870 Johann Jacob Eugster
ab 03.09.1872 Johannes Staub
ab 18.10.1876 Conrad Locher und Wilhelm Kreis
ab 14.11.1876 Mathias Eugster
ab 06.09.1878 Mathias Bruderer
ab 27.11.1895 Konrad Bruderer-Naef, Schmiedemeister
ab 17.12.1941 Konrad Bruderer-Thalmann (Sohn)
ab 28.12.1972 Gertrud Bruderer-Thalmann (Ehefrau)
ab 17.07.1987 Hans-Rudolf Müller, Bruggmoos 2
ab 04.12.2014 Willi Müller, Kohlhalden 1


[[Datei:IMG_4488.jpg|300px|thumb|left|Schmitte 2019]]
Das charkteristische Ausserrhoder Wohn- und Gewerbegebäude mit guten Proportionen wurde nach 1854 erstellt. Weder  B. Tanner, noch A. Eugster haben in ihrer Speicherer-Geschichte das Haus erwähnt. Auch E. Steinmann beschreibt in Kunstdenkmäler AR ( Band Mittelland) die Schmitte nicht. Lediglich auf Dorfansichten von Fitzi (1854) findet sich ein Vorgängergebäude ohne Querfirst und mit anderer Fenstereinteilung im Sockel. Auf einer Darstellung ist vor dem Haus ein Pferd sichtbar, was auf eine Schmitte hindeutet. Die Strasse nach Teufen wurde erst 1861 erstellt. Es ist fraglich, ob es sich um das gleiche Gebäude handelt. Ein genaues Baudatum ist nicht bekannt. Zeitungen auf Tapetenrückständen im Dachgeschoss tragen die Jahrzahl 1868.
Das Haus war ab 1993 ein  geschütztes Kulturobjekt, wirkte zusammen mit der Remise ortsbildprägend und stand prominent an der Strassenkreuzung Teufenerstrasse/ Trogenerstrasse. Als traditionelles Kreuzfirsthaus diente der 3-geschossige  Holzstrickbau auf gemauertem umlaufenden Sockelgeschoss mit zahlreichen feinen Baudetails sowie typisch appenzellischer Raumaufteilung bis ca. 1970 als Schmiede-Handwerksbetrieb. Mit der Eigentrassierung der Trogenerbahn wurde die Liegenschaft von der Trogenerstrasse abgetrennt.  Dadurch wurde der Zugang zum Vorplatz mit offener Vorhalle und Hauszugang eingeschränkt und damit die Wirkung des Gebäudes gemindert. Weil in den folgenden Jahrzehnten kaum Gebäudeunterhalt geleistet wurde und keine Renovationen erfolgten, verlor das Haus an Wert und Wohnqualität. Eine  sorgfältige Hausanalyse im Jahr 2015 brachte dann das Fazit, dass eigentlich nur ein Ersatzbau Sinn machen würde. So wurde das Haus aus dem Schutz entlassen. Es erfolgte dann Ende 2019 der Abbruch. Für einen Neubau mit drei Wohneinheiten besteht eine Baubewilligung.
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von Teufenerstr.jpg|Blick von der Teufenerstrasse
von Teufenerstr.jpg|<small>Ansicht von der Teufenerstrasse</small>
IMG_5661.jpg|Hausecke
IMG_5661.jpg|<small>Hausecke</small>
Hauseingang.jpg|Hauseingang
Hauseingang.jpg|<small>Hauseingang</small>
Fenster*.jpg|Fenster
Fenster*.jpg|<small>Fenster</small>
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=== Rückblick ===
 
 
<big>Rückblick</big>


Die Ochsen von Gschwende Jock werden beschlagen:
Die Ochsen von Gschwende Jock werden beschlagen:


[[Datei:Gschwende_Jock_Schmitte_1.jpg|400px|thumb|left|]]
[[Datei:Gschwende_Jock_Schmitte_1.jpg|400px|thumb|left|<small>Mitte: Gschwende Jock</small>]]
[[Datei:Gschwende_Jock_Schmitte_2.jpg|400px|thumb|right|]]
[[Datei:Gschwende_Jock_Schmitte_2.jpg|400px|thumb|right|<small>links: Konrad Bruderer, rechts: Hans Merz sen.</small>]]
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Emil Studerus, Sohn der Fuhrhalterei Studerus an der Buchenstrasse erinnert sich an die Zeit, als die Schmitte von Konrad Bruderer betrieben wurde:
Emil Studerus, Sohn der Fuhrhalterei Studerus an der Buchenstrasse erinnert sich an die Zeit, als die Schmitte von Konrad Bruderer betrieben wurde:




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Weintransport.jpg|<small>Weintransport der Fuhrhalterei Studerus,Holzräder mit Eisenreifen</small>
Rechnung SCHMIED Bruderer.jpg|<small>Rechnung für Pferdebeschlag</small>
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<small>Januar 2020, Heinz Naef</small>
<small>Januar 2020, Heinz Naef</small>
[[Kategorie:Häusergeschichten]]
[[Kategorie:Erzählte Geschichte]]

Version vom 13. März 2020, 18:54 Uhr

Wohn- und Gewerbehaus, Teufenerstrasse 1

Schmitte 2020

Das charkteristische Ausserrhoder Wohn- und Gewerbegebäude mit guten Proportionen wurde nach 1854 erstellt. Auf Dorfansichten von Fitzi (1854) findet sich ein Vorgängergebäude ohne Querfirst und mit anderer Fenstereinteilung im Sockel. Auf einer Darstellung ist vor dem Haus ein Pferd sichtbar, was auf eine Schmiede hindeutet. Die Strasse nach Teufen wurde erst 1861 erstellt. Es ist fraglich, ob es sich um das gleiche Gebäude handelt. Ein genaues Baudatum ist nicht bekannt. Zeitungen auf Tapetenrückständen im Dachgeschoss tragen die Jahrzahl 1868.
Bartholome Tanner erwähnt in seiner "Beschreibung der Gemeinde Speicher" auf Seite 16 den Vorgängerbau: "Am südlichsten Ende der Feuerschau, da, wo die Hauptstrasse einen Seitenarm nach der Kohlhalde ausstreckt, ist die Brugg mit einer Schmiede, Kupferschmiede und Bäckerei ..." Sowohl Arnold Eugster in seiner Speicherer Chronik, als auch E. Steinmann in Kunstdenkmäler AR (Band Mittelland) erwähnen die Schmitte nicht.

ehemalige Schmitte, Tusche, Willy Herrmann

Das Haus war ab 1993 ein geschütztes Kulturobjekt, wirkte zusammen mit der Remise ortsbildprägend und stand prominent an der Strassenkreuzung Teufenerstrasse/Trogenerstrasse. Als traditionelles Kreuzfirsthaus diente der 3-geschossige Holzstrickbau auf gemauertem umlaufenden Sockelgeschoss mit zahlreichen feinen Baudetails sowie typisch appenzellischer Raumaufteilung bis ca. 1970 als Schmiede-Handwerksbetrieb. Mit der Eigentrassierung der Trogenerbahn wurde die Liegenschaft von der Trogenerstrasse abgetrennt. Dadurch wurde der Zugang zum Vorplatz mit offener Vorhalle und Hauszugang eingeschränkt und damit die Wirkung des Gebäudes gemindert. Weil in den folgenden Jahrzehnten kaum Gebäudeunterhalt geleistet wurde und keine Renovationen erfolgten, verlor das Haus an Wert und Wohnqualität. Eine sorgfältige Hausanalyse im Jahr 2015 brachte dann das Fazit, dass eigentlich nur ein Ersatzbau Sinn machen würde. So wurde das Haus aus dem Schutz entlassen. Es erfolgte dann Ende 2019 der Abbruch. Für einen Neubau mit drei Wohneinheiten besteht eine Baubewilligung.
Willy Hermann hat die Schmitte auf einer Tusche-Zeichnung festgehalten.


Die Grundeigentümer der Schmitte:

Vor 1861 Mathias Bruderer, Schmied von Wald AR

ab 25.06.1870 Johann Jacob Eugster

ab 03.09.1872 Johannes Staub

ab 18.10.1876 Conrad Locher und Wilhelm Kreis

ab 14.11.1876 Mathias Eugster

ab 06.09.1878 Mathias Bruderer

ab 27.11.1895 Konrad Bruderer-Naef, Schmiedemeister

ab 17.12.1941 Konrad Bruderer-Thalmann (Sohn)

ab 28.12.1972 Gertrud Bruderer-Thalmann (Ehefrau)

ab 17.07.1987 Hans-Rudolf Müller, Bruggmoos 2

ab 04.12.2014 Willi Müller, Kohlhalden 1


Rückblick

Die Ochsen von Gschwende Jock werden beschlagen:

Mitte: Gschwende Jock
links: Konrad Bruderer, rechts: Hans Merz sen.













Emil Studerus, Sohn der Fuhrhalterei Studerus an der Buchenstrasse erinnert sich an die Zeit, als die Schmitte von Konrad Bruderer betrieben wurde:




Ende 2019 wurde die Schmitte abgebrochen:


Januar 2020, Heinz Naef