Bearbeiten von «Kastenloch»
Aus WikiSpeicher
Warnung: Du bist nicht angemeldet. Deine IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar. Melde dich an oder erstelle ein Benutzerkonto, damit Bearbeitungen deinem Benutzernamen zugeordnet werden.
Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.
Aktuelle Version | Dein Text | ||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Kastenloch_2018.JPEG|mini|Rest. Kastenloch mit Goldachbrücke und Säglibachsteg | [[Datei:Kastenloch_2018.JPEG|mini|Rest. Kastenloch mit Goldachbrücke und Säglibachsteg]] | ||
Der Text trägt geografische und historische Beschreibungen zusammen. Zusätzlich haben Beobachtungen und Erinnerungen von Zeitzeugen Eingang gefunden. | Der Text trägt geografische und historische Beschreibungen zusammen. Zusätzlich haben Beobachtungen und Erinnerungen von Zeitzeugen Eingang gefunden. | ||
Obwohl das Kastenloch, resp. Chastenloch auf Gemeindegebiet von Rehetobel liegt, ist es für Speicherer ein beliebtes Ziel einer Wanderung oder einer Rast im Wirtshaus. Historisch liegt es am Weg von Speicher nach Rehetobel. | Obwohl das Kastenloch, resp. Chastenloch auf Gemeindegebiet von Rehetobel liegt, ist es für Speicherer ein beliebtes Ziel einer Wanderung oder einer Rast im Wirtshaus. Historisch liegt es am Weg von Speicher nach Rehetobel. | ||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
Im Appenzeller Namenbuch von Stefan Sonderegger, sowie auf ortsnamen.ch, finden sich folgende Einträge: | Im Appenzeller Namenbuch von Stefan Sonderegger, sowie auf ortsnamen.ch, finden sich folgende Einträge: | ||
==== Wortteil „-loch“ ==== | |||
„loch“ bezeichnet in Flurnamen meist abfallende Wiesen, Bodenvertiefungen oder Mulden. | |||
==== Wortteil „Chaste, resp. Kasten“ ==== | |||
Chaste. zum Eindämmen von Bächen und Flüssen angebrachte kastenartige, mit schweren Steinen ausgefüllte und verpfählte Vorrichtung aus Baumstämmen. | |||
==== Belege ==== | |||
Der älteste Beleg für den Namen Chastenloch findet sich im Appenzeller Urkundenbuch 1 Seite 460: ''1460 gegen der fluͦ, die man nempt an dem Kasten.'' | Der älteste Beleg für den Namen Chastenloch findet sich im Appenzeller Urkundenbuch 1 Seite 460: ''1460 gegen der fluͦ, die man nempt an dem Kasten.'' | ||
In dieser Urkunde ist damit ein Steilabsturz (Fluh) beschrieben, den man „am Kasten“ nennt. | In dieser Urkunde ist damit ein Steilabsturz (Fluh) beschrieben, den man „am Kasten“ nennt. | ||
Zeile 16: | Zeile 19: | ||
Der Name Kastenloch findet sich auch in Kirchenbüchern, Schuldscheinen, Kaufprotokollen. | Der Name Kastenloch findet sich auch in Kirchenbüchern, Schuldscheinen, Kaufprotokollen. | ||
==== Andere Deutung ==== | |||
Auf der Homepage vom [https://www.rest-chastenloch.ch Restaurant Chastenloch] findet sich eine Deutung, die zwar plausibel tönt, im Appenzeller Namenbuch von Stefan Sonderegger aber nicht vorkommt: | |||
''Der Name Chastenloch stammt von der älteren Bezeichnung Kastler‘s Loch, als die Familie Kast im Chastenloch lebte''. | ''Der Name Chastenloch stammt von der älteren Bezeichnung Kastler‘s Loch, als die Familie Kast im Chastenloch lebte''. | ||
Zeile 31: | Zeile 35: | ||
Die Hauptverbindungswege sind die Wege Richtung Rehetobel, Trogen und Speicher. Der Fahrweg von Speicher her traf im Kastenloch auf die kürzeste Verbindung zwischen Rehetobel und Trogen, den Kirchweg. Diese Verbindung kam erst auf, als Rehetobel nach Trogen kirchgenössig wurde, also ab 1461, (she. auch Ersterwähnung des Namens Kastenloch 1460!). Vor 1461 war Rehetobel nach Goldach kirchgenössig, anschliessend bis zur Gründung einer eigenen Pfarrei im Jahre 1669, besuchten die Rehetobler die Gottesdienste in Trogen. Dort bestatteten sie auch ihre Verstorbenen (der direkte Weg über den unteren und oberen Säglibachsteg, letzterer unterhalb Brändli, wird auch als Totenweg bezeichnet). | Die Hauptverbindungswege sind die Wege Richtung Rehetobel, Trogen und Speicher. Der Fahrweg von Speicher her traf im Kastenloch auf die kürzeste Verbindung zwischen Rehetobel und Trogen, den Kirchweg. Diese Verbindung kam erst auf, als Rehetobel nach Trogen kirchgenössig wurde, also ab 1461, (she. auch Ersterwähnung des Namens Kastenloch 1460!). Vor 1461 war Rehetobel nach Goldach kirchgenössig, anschliessend bis zur Gründung einer eigenen Pfarrei im Jahre 1669, besuchten die Rehetobler die Gottesdienste in Trogen. Dort bestatteten sie auch ihre Verstorbenen (der direkte Weg über den unteren und oberen Säglibachsteg, letzterer unterhalb Brändli, wird auch als Totenweg bezeichnet). | ||
Die drei Hauptwege zum Chastenloch hatten lokal eine wirtschaftliche Bedeutung für die Einwohner der drei Dörfer: An der Goldach befanden sich die Mühlen, in denen das Getreide gemahlen werden konnte. Eine ganzjährige Begehung war damit notwendig. | Die drei Hauptwege zum Chastenloch hatten lokal eine wirtschaftliche Bedeutung für die Einwohner der drei Dörfer: An der Goldach befanden sich die Mühlen, in denen das Getreide gemahlen werden konnte. Eine ganzjährige Begehung war damit notwendig. | ||
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es wichtig, Rohmaterial für die | Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es wichtig, Rohmaterial für die Weberei, resp. Stoffballen auf Saumpferden oder einfachen Fuhrwerken zu oder aus den Häusern der Weber zu transportieren. | ||
==== Walserchronik ==== | ==== Walserchronik ==== | ||
Zeile 63: | Zeile 67: | ||
| Habsetersteg || ehemaligerGoldachsteg am Weg von Speicherschwendi nach Habset | | Habsetersteg || ehemaligerGoldachsteg am Weg von Speicherschwendi nach Habset | ||
|- | |- | ||
| Prügelbrücke || ehemaliger Goldachsteg zwischen Gern und ehem. Zwirnerei | | Prügelbrücke || ehemaliger Goldachsteg zwischen Gern und ehem. Zwirnerei | ||
|- | |- | ||
| Goldachsteg || etwas oberhalb der ehemaligen oberen Mühle | | Goldachsteg || etwas oberhalb der ehemaligen oberen Mühle | ||
Zeile 74: | Zeile 78: | ||
|} | |} | ||
[[Datei: | [[Datei:Oberer_Säglibachsteg_2.jpg|mini|links|Oberer Säglibachsteg Seite Speicher]] | ||
[[Datei:Oberer Säglibachsteg 1.jpg|mini|Oberer Säglibachsteg Seite Trogen]] | |||
[[Datei:Oberer Säglibachsteg 1.jpg|mini| | |||
Zeile 99: | Zeile 102: | ||
==== Hangsteg zwischen Zweibruggen und Kastenloch 2012 ==== | |||
[[Datei:Hangsteg_Kastenloch_2012_Aeschlimann.jpg|mini|links]] | |||
Beim Unwetter von 2002 wurde bereits ein grosser Teil des Wegs weggerissen, 2008 der Rest, es gab kein Durchkommen mehr. Ein Projekt mit zwei Brücken wurde aus Kostengründen nicht realisiert, stattdessen wurde der Hangsteg gebaut und im Mai 2012 eingeweiht. | |||
Zeile 108: | Zeile 114: | ||
==== Zweibrücken ==== | ==== Zweibrücken ==== | ||
Zeile 165: | Zeile 159: | ||
[[Datei:Kastenloch NLK 2010.jpg|mini|links]] | [[Datei:Kastenloch NLK 2010.jpg|mini|links]] | ||
|} | |} | ||
=== Häuser, Mühlen, Färberei, Bäckerei, Wirtschaft … === | === Häuser, Mühlen, Färberei, Bäckerei, Wirtschaft … === | ||
Zeile 251: | Zeile 249: | ||
„Im Kasten-Loch bey Trogen, Cant: Appenzell“; Conrad Gessner, Maler, Radierer, Lithograph, 1764-1826; in Helvet. Kalender 1791; KB AR, KB-000265/305 | „Im Kasten-Loch bey Trogen, Cant: Appenzell“; Conrad Gessner, Maler, Radierer, Lithograph, 1764-1826; in Helvet. Kalender 1791; KB AR, KB-000265/305 | ||
darauf basierend: | darauf basierend: | ||
Escher „Appenzeller Milizen“ um 1800;KB AR, KB-000471 | |||
Zeile 280: | Zeile 279: | ||
|- | |- | ||
| 1779 || Am 18. Juli wurden die | | 1779 || Am 18. Juli wurden die Speicher-Mühle (am Mühlebach) und die Aachmühle durch einen Erdrutsch, resp. durch eine Überschwemmung beschädigt. | ||
|- | |- | ||
Zeile 301: | Zeile 300: | ||
|} | |} | ||
=== Schwefelquelle im Kastenloch === | === Schwefelquelle im Kastenloch === | ||
Der Arzt [[Rüsch Gabriel|Gabriel Rüsch]] beschreibt wohl als erster die Schwefelquelle im Kastenloch. Er hat sämtliche damals bekannten Quellen Inner- und Ausserrhodens beschrieben und auch bezüglich chemischer Zusammensetzung untersucht oder untersuchen lassen. | Der Arzt [[Rüsch Gabriel|Gabriel Rüsch]] beschreibt wohl als erster die Schwefelquelle im Kastenloch. Er hat sämtliche damals bekannten Quellen Inner- und Ausserrhodens beschrieben und auch bezüglich chemischer Zusammensetzung untersucht oder untersuchen lassen. | ||
Rüsch war ausserordentlich aktiv in der | Rüsch war ausserordentlich aktiv in der Sonnengesellschaft Speicher, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte. Insbesondere in Bildungsfragen war er aktiv und während Jahrzehnten prägten seine Vorträge die Tätigkeit der Gesellschaft. | ||
Rüsch war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Balneologie (Heilung durch Heilwasser), er wurde später Bäderarzt in Bad Ragaz und publizierte ausgiebig auf dem Gebiet der Heilbäder. | Rüsch war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Balneologie (Heilung durch Heilwasser), er wurde später Bäderarzt in Bad Ragaz und publizierte ausgiebig auf dem Gebiet der Heilbäder. | ||
Zeile 320: | Zeile 310: | ||
Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz / Der Kanton Appenzell, historisch, geographisch, statistisch geschildert ...ein Hand- und Hausbuch für Kantonsbürger und Reisende | Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz / Der Kanton Appenzell, historisch, geographisch, statistisch geschildert ...ein Hand- und Hausbuch für Kantonsbürger und Reisende | ||
St. Gallen; Bern: bei Huber und Compagnie, 1835; | St. Gallen; Bern: bei Huber und Compagnie, 1835; | ||
''Erläuterungen zum Text von Gabriel Rüsch''<br> | ''Erläuterungen zum Text von Gabriel Rüsch''<br> | ||
Schwefelsaures Natrum: Natriumsulfat<br> | |||
Sodiumchlorid: Kochsalz<br> | Sodiumchlorid: Kochsalz<br> | ||
Schwefelsaurer Kalk: Gips<br> | Schwefelsaurer Kalk: Gips<br> | ||
Zeile 328: | Zeile 319: | ||
Kohlensaures Natrum: Natriumkarbonat oder Soda<br> | Kohlensaures Natrum: Natriumkarbonat oder Soda<br> | ||
Hydrothionsäre: Wasserstoffsulfid oder Schwefelwasserstoff (Geruch fauler Eier) | Hydrothionsäre: Wasserstoffsulfid oder Schwefelwasserstoff (Geruch fauler Eier) | ||
Angelica sylvestris: Waldengelwurz (eine Art Kerbel) | Angelica sylvestris: Waldengelwurz (eine Art Kerbel) | ||
Unze: (Apothekerunze) 1 Unze = 31,1 Gramm | Unze: (Apothekerunze) 1 Unze = 31,1 Gramm | ||
Eau de cachat entspricht etwa dem Eau minerale d’ Evian (Entdecker hiess Cachat). | |||
Eau de cachat entspricht etwa dem Eau minerale d’ Evian (Entdecker hiess Cachat). | |||
Zeile 380: | Zeile 374: | ||
=== Danksagung, Quellen und Links === | === Danksagung, Quellen und Links === | ||
Ich bedanke mich bei Dr. phil. Heidi Eisenhut, Kantonsbibliothekarin KBib AR für die zahlreichen Hinweise auf historische Quellen, bei Arthur Sturzenegger, Rehetobel, Chronist für Rehetobel für die Klärung kniffliger Fragen, bei Peter Langenauer und Hanspeter Sonderegger, beide passionierte Fischer, für die detaillierten Hinweise zu Örtlichkeiten, Dr. phil. Hans Aeschlimann für Hinweise zur Geologie und für Bildmaterial. „Insider“-Informationen bekam ich von Anny Heim-Tschopp, aufgewachsen im Chastenloch, sowie von Ruedi Pfeiffer, Anwohner im Gern. | |||
==== Quellen ==== | ==== Quellen ==== | ||
Zeile 407: | Zeile 401: | ||
<small>Rechsteiner Bartholome, "Sammlung der Geschicht und Begebenheit der alten Rood und Gemeinde zum Speicher, was dahin bezug und antheil habe, von alten zeiten hergenommen", 1810; Kantonsbibliothek AR Ms. 401</small> | <small>Rechsteiner Bartholome, "Sammlung der Geschicht und Begebenheit der alten Rood und Gemeinde zum Speicher, was dahin bezug und antheil habe, von alten zeiten hergenommen", 1810; Kantonsbibliothek AR Ms. 401</small> | ||
<small> | <small>Tanner, Bartholome, Speicher im Kanton Appenzell. Versuch einer geografischen, historischen und statistischen Beschreibung der Gemeinde seit dem ersten Kirchenbau 1614 bis auf die Gegenwart</small> | ||
==== Nützliche Links ==== | ==== Nützliche Links ==== | ||
Zeile 420: | Zeile 415: | ||
[http://www.rest-chastenloch.ch Restaurant Chastenloch] | [http://www.rest-chastenloch.ch Restaurant Chastenloch] | ||