Rondell

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Rondell um 1940.JPEG

Das Rondell oder die Rondelle am Waldrand oberhalb vom oberen Horst ist oder war vielen ein Begriff, sei es als schöner Aussichtspunkt, Lieblingsplatz oder - für in Speicher Aufgewachsene - ein romantisches Plätzchen für erste Küsse erwachender Liebe. Das Rondell stand ursprünglich im Garten des Hauses Vögelinsegg 3, wurde dann abgebaut und wohl eingelagert. Im Jahre 1928 kommt es in einem Protokoll des Verkehrsvereins vor: Am 5. Mai 1928 orientierte der Präsident über den Ankauf einer Rondelle für den Horst. Der Verkäufer des Lusthäuschens, Hauptmann Konrad Schittli als Freund des VV hatte einen annehmbaren Preis angeboten. "An einem der schönsten Orte der Gemeinde werde die Rondelle eine wunderbare und notwendige Sitzgelegenheit sein." Der Ankauf wurde einstimmig beschlossen. Seit jener Zeit stand fast 100 Jahre lang am Waldrand im Oberen Horst. Seit Sommer 2022 ist es leider von seinem angestammten Platz verschwunden.







S’ Rondelleli im Horst[Bearbeiten]

Sowohl Heidi Hachfeld-Hörler, wie auch Heinz Naef wissen von besonderen Erinnerungen resp. Erlebnissen im Zusammenhang mit dem Rondelleli zu erzählen.


Renovation 1980

Früher und noch früher …[Bearbeiten]

Berta Gschwend erinnert sich an ihre frühe Kindheit, als die Sonntagsspaziergänge vom hinteren Birt dorthin führten, wo es etwas Kleines zu essen gab oder wo sie mit ihren Geschwistern auf dem damals noch bestehenden Tischchen in der Mitte Spiele machten. Später, nachdem sie wie viele andere auch, mit ihrem Schatz im Mondschein unvergessene Abende verbracht hatte, fragte sie ihren Vater (Jahrgang 1904), wer denn das Rondell dort aufgestellt habe. Sie erinnere sich noch ganz genau, wie ihr der Vater damals erklärt habe, beim Rondell handle es sich um ein Geschenk von Emil Zürcher an die Gemeinde Speicher. Diese (doppelte) Erinnerung wurde, wie unten ausgeführt, bestätigt, allerdings ohne genaue Jahresangabe.

Rondelle 1a.JPG

Rondelle um 1930.JPEG

Rondell im Garten von Zürchers[Bearbeiten]

Das Haus mit der heutigen Adresse Vögelinsegg 3 war seit 1865 im Besitz der Familie Zürcher, Emil (I) Zürcher war seit 5. März 1878 in dessen Besitz. Er war Inhaber der „Appretur E. Zürcher“, sein Sohn Emil (II) Zürcher hatte das Haus am 30. 12. 1919 von seiner Mutter Klara Zürcher-Staib übernommen. Emil (II) Zürcher musste den nun als Bleicherei-Färberei bezeichneten Betrieb 1930 liquidieren. Er verstarb im gleichen Jahr., worauf wiederum seine Mutter in den Besitz des Hauses kam. Niklaus Sturzenegger (Trogen) erinnert sich an seine Urgrosseltern Emil (I) und Klara Zürcher-Staib, die damaligen Besitzer. Tatsächlich fanden sich in Fotoalben von Jürg Zürcher, einem Nachkommen der Zürchers, Bilder, die das Rondell im Garten des Hauses Vögelinsegg 3 zeigen. Im Garten befindet sich vor dem Treppenaufgang heute noch das runde Plätzchen, versehen mit einer Steinmauer, wo das Rondell sicher noch bis in die 1920er-Jahre stand, bis es dannzumal oder in den frühen Dreissigerjahren den Platz wechselte.

Rondell heute[Bearbeiten]

Wie auf den alten Aufnahmen zu sehen ist, war das Dach des Rondells ursprünglich noch mit einem dekorativen Kranz verziert. Dieser ist im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen worden, möglicherweise durch Korrosion oder „Bubenstreiche“ und schliesslich ganz verschwunden. Der runde Tisch in der Mitte ist auch dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Und seit dem Sommer 2022 ist das Rondelleli nicht mehr anzutreffen.

Was geblieben ist, ist die prächtige Aussicht und der runde Vollmond.

Rondell 2017.JPG
Aussicht mit Mond 31. 12. 2017
Juni 2022

Die „Rondelle“ wurde 1983 zusammen mit der Liegenschaft „oberer Horst“ inklusive Wald

zu privatem Eigentum durch die Familie Schiltknecht erworben. Der Speicherer Hans Rohner (ehem. Eigentümer Skilift), erzählte damals am Rande einer Korporationsversammlung der Birtstrasse, die er viele Jahre präsidierte, dass die Rondelle in den zwanziger Jahren in einem der Gärten unterhalb der späteren Drogerie Rentsch gestanden habe – scheinbar Zwischenlager. Diese war am betreffenden Ort offenbar im Weg, weshalb man (die Gemeinde?) die Rondelle ohne Rücksprache mit den Grundeigentümern auf die Liegenschaft oberer Horst versetzte, wo sie bis Juni 2022 stand. Die damaligen Grundeigentümer der Liegenschaft oberer Horst waren sehr arm. Der obere Horst wurde von einer Familie mit sieben Kindern bewohnt. Der Vater der Familie war Knecht in Teufen, dessen Monatslohn oft den Weg bis zum nächsten Wirtshaus fand, jedoch nicht bis nach Hause zu seiner Familie. Die oft hungrigen Kinder hätten vom Zuckerbäcker im Dorf durch das Backstubenfenster ab und zu etwas Süsses geschenkt bekommen. Aufgrund dieser existenziellen Probleme setzte man sich mit dem Thema „Rondelle“ zu dieser Zeit nicht auseinander. Dies wurde so von einem der Kinder dieser Familie im Alter von neunzig Jahren dem letzten Eigentümer überliefert.