Klärli Pfister-Etter: Das Weberhaus
Biografie
Klara Pfister ist am 10. Juli 1910 als Klärli Etter zur Welt gekommen. Mit Geschwistern ist sie in einem bescheidenen Haus, einem Weber-Höckli, ganz hinten in der Kohlhalde aufgewachsen.
1937 heiratete Klärli Hans Pfister. Bald erblickten die beiden Söhne Hans (1938) und Werner (1939) das Licht der Welt. Die junge Familie wohnte zuerst im Dorf 14, später konnten sie das Haus Dorf 24 erwerben.
Ihre letzten, recht ruhigen Jahre verbrachte Klärli Pfister im Altersheim Schönenbühl. Sie starb im Jahre 2012 im Alter von fast 102 Jahren.
Kinderarbeit: Spulen - Hilfe beim Weben
Ihr Vater war Weber. Er stellte in Heimarbeit im Keller am eigenen Webstuhl Leinen- und Baumwollstoffe für einen Textil-Kaufmann her. Es war damals üblich, dass Kinder den Vater in seinem Beruf unterstützen. So erledigte Klärli schon als kleine Schülerin regelmässig Vorarbeiten für ihren Vater, z.B. Spulen. Trotz der bescheidenen Lebenssituation herrschte in der Familie meist eine gute Stimmung und viel Lebensfreude. Unvorhergesehene Reparaturen brachten sie jedoch schnell in existenzielle Notlagen.
Ein arbeitsreiches Leben
Als Hausfrau und Mutter oblag ihr die Haus- und Erziehungsarbeit. Um einen geringen Lohn nähte sie die Säume an den Tüchern aus der Produktion ihres Vaters. Ihr Mann Hans arbeitete als Zimmermann bei Naef AG. Später war er der erste vollamtliche Wasserwart der Gemeinde. Seinen Buben war er ein strenger Vater.
Erinnerungen als Buch "Das Weberhaus"
Im Alter las Klärli Pfister gerne. Sie holte nach, was ihr früher nicht möglich war. Dass sie auch Talent im Schreiben hatte, zeigten ihre Geschichten in Schriftsprache und Dialekt. Erfreulich, dass diese gedruckt werden konnten und so einen persönlichen Eindruck ihrer Jugendzeit ermöglichen.
Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus"
In den unten angefügten Videos liest Ulrike Naef-Stückelberger vier Geschichten aus dem Buch "Das Weberhaus" von Klärli Pfister.
Weberhaus oder Weberhöckli - ein Ausserrhoder Haustyp
Die blühende Textilindustrie brachte in Ausserrhoden neue Haustypen hervor, z.B. das Weberhaus. Da eine. Weber- Heimarbeiterfamilie unabhängig von Landwirtschaft und Grundbesitz leben konnte, genügte ein Wohnsitz ohne zugehöriges Land. Ein Weberhaus oder Weberhöckli ist ein kleines bescheidenes Heimwesen mit Webkeller. Häufig ist es eingeschossig, kommt aber auch als zweigeschossiges Gebäude vor. Steilere Dachformen ermöglichten den Einbau einer Schlafkammer im Dachraum. Häufig ist das Weberhöckli mit einem Schopfanbau ergänzt worden. Der Webkeller wird durch schmale Oblichtfenster belichtet und weist einen Naturboden auf. Damit ist dieser Raum eher feucht, was für Verweben der Fäden günstig, jedoch für die Gesundheit der Weber kaum von Vorteil ist. Weberhöckli entstanden an beliebigen Standorten: auf freier Flur, in der Umgebung von Bauernhäusern, in Weilern und an Dorfrändern. Wenn die Finanzierung des Baus die Möglichkeiten einer Weberfamilie überstieg, trat ein Fabrikant als Kreditgeber auf oder er erstellte das Weberhaus als Mietobjekt. Damit vergrösserte sich die Abhängigkeit der Heimarbeiter vom Arbeitgeber.
Quelle: Isabell Hermann, "Die Bauernhäuser beider Appenzell"
Text/Gestaltung: Heinz Naef
Video: Aufnahme und Schnitt: Paul Hollenstein